Gemessen an der Marktkapitalisierung der an der Börse notierten Unternehmen hat Deutschland in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren. Nach einer am Mittwoch von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY veröffentlichten Studie kommen von den 100 Unternehmen mit dem höchsten Börsenwert in der Welt 61 aus den Vereinigten Staaten, elf aus China und vier aus Frankreich. Mit Siemens und SAP schaffen es nur zwei deutsche Adressen unter die ersten 100.

Auch die Top 10 dominieren die amerikanischen Technologiekonzerne. Acht der zehn wertvollsten Unternehmen der Welt kommen aus den USA. Der Smartphone- und Softwareriese Apple kratzt mit einem Börsenwert von 2,96 Billionen Dollar (Stichtag: 27. Dezember) als erster Konzern überhaupt an der Drei-Billionen-Marke. Zwar hat die Apple-Aktie in diesem Jahr um 31 Prozent zugelegt, aber mit der Kursentwicklung des Google-Mutterkonzerns Alphabet oder des Elektroautoherstellers Tesla kann sie nicht mithalten. Diese Titel legten um jeweils zwei Drittel hinzu.

Auch die Microsoft-Aktie lief besser als Apple: Mit einem Plus von 52 Prozent und einer Bewertung von 2,57 Billionen Dollar liegt Microsoft auf Platz zwei der teuersten Unternehmen. Alphabet rückte mit einer Marktkapitalisierung von aktuell 1,96 Billionen Dollar vom fünften auf den dritten Rang vor. Von den zehn höchstbewerteten Unternehmen der Welt haben nur zwei Unternehmen ihren Sitz nicht in den USA: Der saudi-arabische Ölkonzern Saudi Aramco belegt mit 1,9 Billion Dollar den vierten Platz und der taiwanesische Chiphersteller TSMC mit 567 Milliarden Dollar Rang zehn.

Europäische Unternehmen schaffen es nicht unter die Top 10, das wertvollste europäische Unternehmen ist derzeit der französische Luxusgüterkonzern LVMH mit 414 Milliarden Dollar auf Rang 19. Die 40 Konzerne im deutschen Leitindex Dax erreichen umgerechnet 1,9 Billionen Dollar, was der Google-Konzern  Alphabet allein schafft.

Der wertvollste Dax-Wert hat seinen Sitz nicht in Deutschland, sondern in Dublin: Der Gasekonzern Linde liegt mit 175 Milliarden Dollar weltweit auf Platz 77, nachdem er seinen Börsenwert seit der Fusion der amerikanischen Praxair mit der Münchner Linde AG verdoppelt hat. Der Softwarekonzern SAP bleibt mit 166 Milliarden Dollar 2021 der teuerste deutsche Konzern, fällt aber auf Platz 80 (2020: 72) zurück. Siemens (137 Milliarden) schafft es nach einem Jahr Pause wieder knapp unter die „Top 100″.

Ende 2007, kurz vor der Finanzkrise, fanden sich noch sieben deutsche Unternehmen unter den 100 wertvollsten der Welt, Ende 2021 sind es nur noch zwei. „Die Bedeutung Europas an den Weltbörsen schrumpft, die Gewichte verschieben sich immer weiter in Richtung USA“, stellt Henrik Ahlers, der Vorsitzende der Geschäftsführung von EY, fest. Der Digitalisierungsschub, den die Corona-Pandemie ausgelöst habe, komme vor allem Technologiefirmen zugute, bei denen die USA die Nase vorn hätten, so der EY-Chef.

Wir müssen leider einen erheblichen Bedeutungsverlust Europas und Deutschlands an den Weltbörsen konstatieren“, sagt Ahlers. Das sage zwar wenig über die tatsächliche Relevanz deutscher Unternehmen auf den Weltmärkten und ihre wirtschaftliche Stärke aus. „Fakt ist aber offenbar, dass internationale Investoren den Unternehmen aus anderen Branchen und Ländern vielfach bessere Wachstumsperspektiven und ein besseres Risikoprofil zutrauen“, sagt Ahlers.