Die Überraschung

Wer vor Jahresbeginn diese Aktie im Sinn oder auf der unter Aktionären beliebten Watchlist hatte, der war entweder sehr mutig oder mit der Kunst des Hellsehens gesegnet. Denn die Ceotronics AG ist lange kein Wert gewesen, der seinen Besitzern viel Freude bereitet hätte: Auf Sicht von drei Jahren steht ein Kursgewinn von nur zehn Prozent zu Buche.
Zudem ist der in Rödermark ansässige Mittelständler Ceotronics einer der kleinsten Werte an der Börse. Schon deshalb befindet er sich so gut wie nie im Blickpunkt von Anlegern. In diesem November hat sich das aber schlagartig geändert. Der Kurs liegt mehr als 90 Prozent über dem Niveau von Anfang Januar. Aber an den Geschäftszahlen liegt das nur bedingt.
Ceotronics hat in der ersten Hälfte des Geschäftsjahrs 2015/16 gut ein Fünftel mehr umgesetzt als vor einem Jahr; die Erlöse summierten sich auf 8,5 Millionen Euro. Der Auftragsbestand erhöhte sich um 9,2 Prozent auf 5,8 Millionen Euro, und der Vorstand erwartet ein positives Jahresergebnis. Doch das alles ist erst seit Anfang Dezember bekannt – die Aktie war aber schon vorher stark gestiegen. Weshalb? Der Vorstand verweist auf die Anschläge von Paris im November und deren Folgen. So mancher Anleger spekuliere darauf, dass Ceotronics als Anbieter elektronischer Kommunikationssysteme für Polizei, Feuerwehr und Sicherheitsdienste wie zum Beispiel Headsets nun mehr Aufträge erhält. Ob dieses Kalkül aufgeht, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
Der Dauerläufer
Ein guter Aktienchart ist einer, in dem der Kurs von links unten nach rechts oben verläuft – und das möglichst ohne Einbrüche. Denn in solchen Fällen hat ein Titel seinen Besitzern über die Jahre hinweg regelmäßig mehr oder weniger schöne Kursgewinne beschert. Die Aktie von Fresenius aus Bad Homburg gehört zu dieser Sorte. In diesem Jahr haben sich im deutschen Leitindex Dax in Gestalt des Sportartikelherstellers Adidas und des Halbleiterproduzenten Infineon nur zwei Werte besser entwickelt als Fresenius; in den vergangenen fünf Jahren hat nur der Autozulieferer Continental die Hessen hinter sich gelassen. Derzeit ist die Aktie des von Ulf Schneider geführten Gesundheitskonzerns gut die Hälfte mehr wert als zu Jahresbeginn.

Das liegt daran, dass Gesundheitsdienste ein Wachstumsmarkt sind. Fresenius hat sich in diesem Markt breit positioniert: Unter dem Dach der Muttergesellschaft sind der ebenfalls im Dax vertretene Dialysedienstleister FMC, der Krankenhausbetreiber Helios, der Klinikenbauer Vamed und nicht zuletzt Kabi vertreten. Diese Tochtergesellschaft vertreibt Arzneimittel in flüssiger Form, das Geschäft läuft seit Monaten sehr gut, auch weil Kabi von den Spätfolgen von Produktionspannen bei Konkurrenten profitiert. Im Oktober hat Fresenius seine Jahresziele angehoben. Der Gewinn soll 20 bis 22 Prozent höher liegen als 2014.
Der Umsiedler
Die einst aus der Gabelstapler-Sparte der Linde AG hervorgegangene Kion Group wird vom übernächsten Jahr zu den Unternehmen in Frankfurt zählen. Im Oktober gab der Konzern bekannt, seine Zentrale aus Wiesbaden bis Ende 2017 in die Nähe des Frankfurter Flughafens zu verlegen. 200 Mitarbeiter ziehen dann um. Diese Prognose ist aber gewiss nicht der Grund für den Kursgewinn von 47 Prozent seit Anfang Januar. Vielmehr hält sich der Staplerbauer trotz der spürbaren Abschwächung der Nachfrage in dem für Kion wichtigen Markt China wacker.