Der Gasekonzern Messer hat nach Informationen der F.A.Z. den früheren Linde-Manager Bernd Eulitz zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernannt. Er tritt das Amt am Donnerstag an und folgt damit Stefan Messer aus der Gründerfamilie, der im Januar 68 Jahre alt geworden ist. Der Aufsichtsrat traf die Entscheidung bei seiner Sitzung am Mittwoch, wie der größte in Deutschland ansässige Gasekonzern auf Anfrage bestätigte.
Stefan Messer wechselt ins Kontrollgremium und dort auch an die Spitze: Er folgt dem langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Heraeus, der früher den gleichnamigen und ebenfalls privat geführten Technikmischkonzern leitete. Mit der Personalie endet eine Ära: Stefan Messer, Gesellschafter der dritten Eignergeneration, führte das Unternehmen seit 2004, als es – in stark verkleinerter Form – von Finanzinvestoren zurück ins Eigentum der Familie gelangte. Die Übergabe des Führungsstabs an einen familienfremden Manager erfolgt im Jubiläumsjahr des 125. Unternehmensbestehens. Neben Eulitz gehören dem Vorstand Helmut Kaschenz für Finanzen und Virginia Esly als Operative Leiterin („Chief Operating Officer Europe“) an.
Früherer Linde-Manager
Eulitz stieß im Februar vergangenen Jahres zum Messer-Konzern mit Sitz in Bad Soden bei Frankfurt: als stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Der inzwischen 57 Jahre alte Manager kam zwar nicht direkt vom Konkurrenten Linde , hatte dort aber von 2015 bis 2019 im Vorstand gesessen. Der einstige Münchener Vorzeigekonzern ist inzwischen mit der amerikanischen Praxair zu Linde plc fusioniert. Messer – bis dahin die Nummer zwei der deutschen Gaseindustrie – kann seitdem formell als heimischer Branchenführer gelten. Mit Blick auf die Eigentümerschaft legt das Unternehmen noch eine Schippe drauf, bezeichnet sich als „weltweit größten privaten Spezialisten“ für Industriegase.
Eulitz hatte zwischenzeitlich den Nutzfahrzeug- und Zugzulieferer Knorr-Bremse geleitet, verbrachte dort aber weniger als ein Jahr. Mit seinem Wechsel zu Messer stieß er zurück auf alte Linde-Geschäfte, denn der frühere Arbeitgeber hatte im Zuge der Praxair-Fusion aus kartellrechtlichen Gründen Sparten abgeben müssen. Einen bedeutenden Teil dieser Geschäfte übernahm Messer zusammen mit der Beteiligungsgesellschaft CVC .
4,2 Milliarden Euro Jahresumsatz
Diese übernommenen Geschäftsteile sind mit dem Großteil der alten westeuropäischen Messer-Geschäfte zum Gemeinschaftsunternehmen Messer Industries zusammengefasst, das seither als separate Einheit von Messer industriell geführt wird. Es soll aber wieder in die Messer-Gruppe integriert werden. Nach F.A.Z.-Informationen summierte sich der Umsatz beider Geschäfte im vergangenen Jahr auf knapp 4,2 Milliarden Euro, nach 3,5 Milliarden Euro im Vorjahr.