Altes Gemäuer, Wald und viel saftiges Grün – diese Idylle empfängt den gestressten Besucher aus der Großstadt, wenn er in die Auffahrt zum Gut Neuhof bei Dreieich nahe Frankfurt abbiegt. Der Golfclub schließt sich am 500 Jahre alten Gutshof an, im Innenhof stehen Golfcarts bereit. Das Clubhaus ist ein umgebauter und denkmalgeschützter Schafstall mit Gastronomie im Dach, an das sich eine großzügige Terrasse anschließt. Die Menschen dort haben eine gesunde Hautfarbe, tragen ordentliche Kleidung und wirken entspannt. Ein schöner Platz Erde, mag man denken, hier ist die Welt noch in Ordnung, es herrschen Friede und Etikette. Gleichzeitig ist das genau die Golfclub-Atmosphäre, wie sie sich Außenstehende vorstellen. Eine Atmosphäre, in der sich die Elite trifft und abgeschottet von der Masse Geschäfte macht, ihr Netzwerk pflegt.
Redakteurin in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Das ist das Bild, das laut einer Umfrage des Deutschen Golf Verbandes viele Nichtgolfer im Kopf haben, wenn sie an den Sport denken. Vor allem die Clubs mit ihren hohen Mitgliedsbeiträgen, der nicht selten fünfstelligen Aufnahmegebühr und der Platzreife als Ausgangsvoraussetzung haben zu diesem Image beigetragen. Das war lange Zeit durchaus gewollt. Anfang der Nullerjahre, so Schätzungen, spielten etwa die Hälfte aller Manager Golf.
Doch diese Beziehung ist nun zerrüttet, die Liebe der Manager, Banker und Berater zu ihrem Lieblingssport erkaltet. Ja, es wird unter ihresgleichen sogar schick, über das zu spotten, was früher so schick war: „Ich habe doch Wichtigeres zu tun, als Golf zu spielen“, „Ich bin zu jung für den Golfplatz“ – solche Gehässigkeiten sind heute zu hören, was sich in den Zahlen der Golfausrüster niederschlägt: Mit dem einstigen Elitesport ist heute nicht mehr viel zu holen, Adidas wie Nike dampfen die Aktivitäten in dem Bereich ein. Cool ist heute was anderes.
Aufstieg in den 80er Jahren
In den 80er Jahren hatte Golf seinen Aufstieg in Deutschland genommen, nicht zuletzt dank der Erfolge von Bernhard Langer. Die Zahl der Golfspieler stieg rasant an, vor allem erfolgreiche Geschäftsleute entdeckten den Sport für sich. Die gemeinsamen Runden auf dem Platz boten eine ideale Möglichkeit, das Netzwerk auszubauen, in der Natur Geschäfte anzubahnen und – wenn es ganz gut lief – sogar den ein oder anderen Deal zum Abschluss zu treiben. Beim Golf, so heißt es, lernt man seine Mitspieler kennen – und zwar sämtliche Charakterzüge. In den vier bis fünf Stunden, die für eine 18-Loch-Runde nötig sind, zeigen die Leute früher oder später ihr wahres Gesicht. Die Altvorderen unter den Topmanagern, Männer wie Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle oder die SAP-Mitgründer Hasso Plattner und Dietmar Hopp, sind Aushängeschilder für diese Zeit.
Reitzle beeindruckt mit seinem sagenhaften Handicap von 6, die anderen beiden Topmanager haben sich sogar eigene Golfplätze bauen lassen.Plattner kaufte sich 1994 eine Anlage in Südafrika, Hopp gründete 1996 den Golfclub St. Leon-Rot und ließ sich später in Südfrankreich an der Côte d’Azur zwei weitere Plätze anlegen. Die heutige Manager-Generation hat andere Vorlieben, auf dem Golfplatz findet man sie eher selten, wie insgesamt die Zahl der deutschen Golfspieler stagniert. Das Durchschnittsalter steigt, der zahlungskräftige Nachwuchs bleibt aus.